2012: Portugal - und wie alles begann

Es begab sich im Jahre 2012, als ich während einer Alpenwanderung die fixe Idee hatte: “Ich könnte ja mal mit dem Fahrrad nach Portugal fahren.”. So begann etwas, das sich soweit entwickelt hat, dass es derzeit mein Leben bestimmt.

Ich hatte immer schon Bock auf Radfahren und daher ein altes MTB im Keller stehen. Das war ein “Redbull” (das war die Rose Hausmarke, die es jetzt schon lange nicht mehr gibt). Das Rad war stabil, hatte keine Federgabel, XTR Felgenbremsen und bot sich perfekt für mein Vorhaben an. Noch fix einen Gepäckträger angeschraubt und schon war ich startbereit. Meine Ausrüstung bestand zum großen Teil aus Camping Artikeln, die ich bei mir im Keller gefunden habe. Dann ging es auch schon los. Ich hatte insgesamt sechs Wochen Zeit. Das war mein gesamter Jahresurlaub.

Mein Plan war ganz einfach: da es von der Zeit her gesehen vor der Zeit der praktikablen Handynavigation war, und ich mir eines der damals noch sehr teuren Fahrradnavigationsgeräte nicht leisten konnte, habe ich ganz klassisch mit Kompass und Karte navigiert. Der Kompass war eine Kompass-Klingel-Kombination auf meinem Lenker. Die Karte eine grobe Autokarte des jeweiligen Landes. Mein Ziel: gen Westen, bis ich zum Meer komme, dann folge ich dem Meer bis Portugal.

Und genau so lief es dann ab. Inklusive viel Verfahren. Aber das gehört ja dazu. Das erste Mal groß Verfahren habe ich mich dann in Belgien. Irgendwie bin ich auf der Autobahn gelandet. Das war so richtig unangenehm. Ca. fünf Kilometer auf dem Seitenstreifen. Keine Ahnung, wie ich da gelandet bin. 

Ein anderes Mal passierte es, als ich in Frankreich eine Abkürzung genommen habe und mich für anderthalb Tage in einem Wald verirrt habe. Heute, mit GPS auf dem Handy ist das alles ja kein Problem mehr. Aber damals, als mir das Wasser ausging, der Weg sich von einem Schotterweg zu einem Trampelpfad zu gar keinem Weg reduzierte, war ich mit meiner Unerfahrenheit wirklich fast am Verzweifeln.

Unerfahrenheit trifft es auch gut, denn mein Reisestil war damals ein ganz anderer. Ich war noch fit und sportlich. Bin Marathon gefahren und meine tägliche Radtour waren so ca. 100km plus.

Genauso bin ich auch an meine Reise gegangen. Immer Kette rechts, Vollgas. Ob ich es bis Portugal schaffte, war damals nicht abzusehen. Schließlich liegt das Land am anderen Ende von Europa. Hundert Kilometer waren eher das untere Limit. Wildcampen war mir auch noch sehr unangenehm. Auf der ganzen Tour habe ich nur drei Mal wild gecampt. Sonst habe ich immer auf einem Campingplatz übernachtet. 
Das sehe ich heute natürlich ganz anders.

Viel mehr kann ich der Tour auch gar nicht mehr sagen. Damals war es für mich das große Abenteuer, und ich habe mich frei gefühlt. Ich war auf jeden Fall angefixt. 
Den Moment, als ich vor der auf dem Boden aufgezeichneten Markierung zur Grenze nach Portugal stand, werde ich niemals vergessen.