Mit der Bahn durch den Tauerntunnel
Dieser Abschnitt beginnt morgens auf einem Campingplatz. Es hat die ganze Nacht durchgerechnet. Und so habe ich meine Isomatte auf zwei Bänken, die ich zusammengeschoben habe, ausgelegt. Trocken übernachtet, und das Tarp musste ich auch nicht nass einpacken. Wenn ich dann noch hinzurechne, dass ich alle meine elektrischen Geräte aufladen konnte, da haben sich die 16 Euro gelohnt.
Und selbst die hab ich nicht voll zahlen müssen. Der Platzbetreiber hat mich zu meiner Reise ausgefragt. So musste ich nur 15 Euro zahlen. Und Kaffee wurde mir auch spendiert.
Es herrschte mal wieder Unverständnis, dass ich Pakistan überlebt habe, ohne entführt zu werden.
Beim Frühstück dann die Erkenntnis: es ist Sonntag. Mir bleibt jetzt noch ein halbes Brot. Schließlich haben heute die Geschäfte zu. Im Restaurant essen ist nicht in meinem Budget.
Erstmal losfahren. Es regnet gerade nicht. Aber das ändert sich schnell. Im Starkregen fahren ich langsam den Berg hoch. Nicht wirklich steil, aber meine alte 22×36 Übersetzung hätte ich schon gerne zurück.
Gegen Mittag erreiche ich den Bahnhof. Am Bahnhof gibt es Döner. Mit 4,50 Euro nicht billig. Aber für Österreich ganz gut. Außerhalb Deutschlands habe ich allerdings nie guten Döner gehabt. Am schlechtesten war der in Istanbul.
Es gibt keine Straße, die einzige Möglichkeit ist, mit dem Zug durch den Tauerntunnel. Kostet inklusive Fahrrad 8,50 Euro. Am Automaten kann ich kein Radticket kaufen, nur ein Personenticket. Also lade ich mir schnell die ÖBB App runter. Und kaufe das Ticket online. Das war auch verdammt schlau.
Der Schaffner steht schon draußen am Zug und willst erst meine Reservierung, inklusive Stellplatznummer, für mein Rad sehen. Der war so freundlich, der könnte auch im deutschen Regionalverkehr arbeiten.
Die Zugfahrt ist bereits nach 12 Minuten wieder vorbei. Und es gießt wie aus Kübeln.
Meine neuen wasserdichten Motoradhandschuhe (30 Euro Polo), stellen sich als sehr saugfähig heraus. Aber natürlich nicht wasserdicht. Der Regen ist nicht kalt, aber auch nicht warm.
Ich habe erstmal die höchste Stelle erreicht. Es geht für die nächsten 100km leicht bergab, ich bin zufrieden. Allerdings nur solange, bis ich feststelle, dass mein Telefon im Wasser schwimmt. Und sich nicht mehr einschalten lässt. Mist.
Wenigstens muss ich mir wegen der Navigation keine Sorgen machen. Der Alpe Adria Radweg ist verboten gut ausgeschildert.
Bei nächster Gelegenheit (morgen) kaufe ich Reis und lege mein Handy darin ein. Vorläufig schalte ich es nicht ein. Ein komisches Gefühl, nicht auf alle Informationen Zugriff zu haben. Wie wird das Wetter heute Nacht. Wann genau ist Sonnenuntergang…
Abends suche ich mir einen Platz auf einer Wiese. Direkt am Waldrand. Zwar sehr exponiert, aber das Gras ist flach.
Ohne Zeltboden hat das bei mir erhöhte Priorität. In nassem Grass schlafen ist nicht so meins. Schnecken schleimen bevorzugt über meinen Schlafsack.
Endlich werfe ich meinen Hobo Kocher an. DIY aus nem Ikea Besteckkorb. Ich suche dünne Äste, die nicht direkt auf dem Boden liegen, und beim abbrechen noch knacken. Baumharz von Nadelbäumen verstreiche ich auf dem Pappdeckel, den ich von der Box mit Teebeuteln abreiße. Es dauert etwas. Aber ich mache Feuer.
So geht ein weiterer Tag zu Ende.